ADHS und Frauen

Haben Frauen anders ADHS?

Ja, auch wir haben etwas zum Weltfrauentag zu sagen. In vielen medizinischen Bereichen gibt es nach wie vor weniger Daten von Frauen als von Männern. Diese Datenlücke nennt man “Gender-Data-Gap”. Daraus entstehen falsche Bilder – insbesondere von psychischen Krankheiten bzw. Störungen. Ist das auch bei ADHS so? Woran denken Sie den bei hyperaktiven Kindern? Etwa an den Zappelphilipp? Und bei verträumten Kindern? An die Chaosprinzessin?

Ja, auch bei ADHS gibt es diesen “Gender-Data-Gap”. Noch sind viele Fragenbogen für ADHS mehrheitlich mit Befunden von Jungen erstellt worden (vgl. Doris Ryffel-Rawak, “ADHS bei Frauen – den Gefühlen ausgeliefert”). Zudem wird der Störenfried und Zappelphilipp öfters als problematisch angesehen als die hyperaktiven Mädchen, welche wie Pippi Langstrumpf über viele Ideen verfügen.

Biologisch gesehen ist die ADHS bei Frauen nicht anders als bei Männern, sehr wohl anders sind jedoch die Auswirkungen auf den Körper und die Psyche. Haben Frauen Gefühlsschwankungen wegen ihren Hormonen, können diese durch eine impulsive, hyperaktive ADHS verstärkt werden. Sind Männer durch ihr verträumtes ADS zurückgezogen, gelten sie als “unmännlich”. Von Mädchen werden gesellschaftlich andere Verhaltensweisen erwartet als von Jungen, so entstehen differente Coping Massnahmen. Hier die Geschichte einer Frau mit ADHS:

“Als Kind war ich sehr aufgeweckt, wollte überall hoch klettern und hatte einen grossen Bewegungsdrang. Ich durfte mich ausleben, bis ich in die Schule kam. Plötzlich sollte ich still sitzen und zuhören. Innerlich hat mich das zerrissen und ich wollte so sehr eine gute Schülerin sein. Durfte nicht auffallen, sonst merkt man, dass ich doch gar nicht so gut bin in der Schule. Also lernte ich still zu sitzen und mich anzupassen. Dank meiner guten Intelligenz schaffte ich die Primarschule ohne Probleme und durfte ans Gymnasium. Da war alles anders, man erwartete, dass ich mich selber organisierte und lernte. Das Stillsitzen war ein Problem, und ich flüchtete in meine Tagträume, damit ich nicht explodiere. Meine zurückgezogene Art kam bei meinen Mitschülern nicht gut an. Ich war einfach nicht authentisch. Tag für Tag wurde ich gemobbt und mit 14 fiel ich in meine erste Depression. Ein Schulwechsel und die Klasse wiederholen half mir, mich wieder auf mich zu fokussieren und ich versuchte mich so zu lieben wie ich bin. Das gelang mir recht gut, doch dann ging es schulisch nicht mehr. Die Noten fielen in den Keller und ich musste das Gymnasium verlassen. Wieder gab es psychologische Abklärungen und eine erneute Depression, ich zweifelte an meinen Fähigkeiten. Sowieso, immer wieder diese depressiven Phasen und später auch eine Angststörung. Ich verstand mich nicht, wusste nicht was los war. Bis ich mit 28 Jahren auf ADHS aufmerksam wurden und eine Abklärung machte. Positiv! Ein Wendepunkt in meinem Leben, damit konnte ich nun arbeiten. An mir und an meinen Zielen. Heute bin ich so selbstbewusst wie noch nie, im Wissen, dass auch mir zwischendurch Selbstzweifel dazwischen funken.

Nein, ich war nicht das verträumte Mädchen, denn ich habe meine Hyperaktivität unterdrückt um anerkannt zu werden. Die Träumerei war meine Überlebenstaktik. Alles was nicht der Norm entsprach, versuchte ich zu vermeiden. So verlor ich mich selber und man diagnostizierte Depression und Angst. Eine ADHS war nie diskutiert.”

Liebe Frauen, steht zu euch und euren Talenten. In meinem Coaching-Alltag treffe ich auf so viele wunderbare, clevere, smarte, intelligente tolle Frauen. Ich glaube an jede!

Im Gruppencoaching für Frauen kannst du dich austauschen und von anderen profitieren. Hier gibt es mehr Infos dazu.

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