ADHS im Alltag. Eine Klientin kämpft um ihre Motivation.

Frustration

“ADHS – Es ist okay, dir muss das nicht peinlich sein.”

Vor einiger Zeit meldete sich eine Klientin bei mir. Sie war sehr verlegen und peinlich berührt. Anfang des Jahres hatte sie sich ein teures Fitness-Abo gegönnt, war aber schon nach einem Monat nicht mehr hingegangen. Seitdem kämpfte sie innerlich mit sich selbst. Ein Teil von ihr sagte: “Du hast fast 1500 Franken dafür bezahlt, also geh auch hin. Das tut dir gut.” Der andere Teil sagte: “Ich habe überhaupt keine Lust, hinzugehen. Ich bin zu faul dafür.”

Manchmal stand sie zu Hause und wusste nicht, ob sie jetzt ihre Sporttasche packen oder wieder ausleeren sollte. Und wenn ja, was sollte sie anziehen? Sie beschäftigte sich stundenlang mit diesen Gedanken. Wenn sie an einem Fitnessstudio vorbeifuhr oder die jungen, sportlichen Mädchen sah, fühlte sie sich schrecklich, wenn sie ihre Sporttasche zu Hause liegen liess. Und wenn sie eine übergewichtige Person sah, dachte sie zuerst: “Du könntest wirklich etwas Sport gebrauchen.” Gleichzeitig wurde ihr jedoch bewusst, dass sie selbst nicht besser war.

Manchmal betrachtete sie sich im Spiegel und dachte: «Du hast wirklich einen totalen Knacks. Erst willst du unbedingt etwas haben und wenn du es hast, willst du es plötzlich nicht mehr. Vermutlich gibt es niemanden auf diesem Planeten, der verrückter ist als du.»

Schnitt…

Was die Frau gerade durchmacht, ist für uns Alltag und für sie ein Glücksfall. Obwohl sie Geld für Coaching ausgegeben hat, geht sie heute wieder regelmässig 2-3 Mal pro Woche ins Fitnessstudio und hält seitdem durch. Ihre Überlegung war einfach: Wenn sie nicht mehr ins Fitnessstudio geht, verliert sie alles Geld. Wenn ihr das ADHS-Coaching hilft, ist der Verlust viel geringer.

Nachdem die Klientin mir erzählt hatte, wie wichtig die Entscheidung für mehr Sport für sie war, haben wir uns die Motivationen in den ersten Wochen angeschaut, als es funktioniert hat. Es stellte sich schnell heraus, dass sie trainierte, solange ihr Tagesablauf und ihre Wochenstruktur gleich blieben. Doch dann gab es eine kleine Veränderung und schwups, das Training verschwand aus ihrer Tagesstruktur. Danach war es für sie unmöglich, wieder einzusteigen.

Obwohl sie praktisch jeden Tag daran dachte und wusste, wie gut es ihr tut, sich regelmässig zu bewegen, schaffte sie es nicht mehr, ins Fitnessstudio zu gehen.

Im Coaching nehmen wir jeden Menschen einfühlsam ernst. Die meisten schämen sich dafür, so etwas überhaupt anzusprechen und als ein Problem anzuerkennen. Umso wichtiger ist es zu verstehen, dass dies weniger mit ihnen persönlich und viel mehr mit ihrem ADHS zu tun hat.

Zuallererst erklärten wir in diesem Fall den Zusammenhang zwischen ADHS und den Schwierigkeiten, wieder einzusteigen. Gleichzeitig suchten wir gemeinsam nach den Faktoren, die es ihr erschwerte.

Letztendlich erarbeiten wir gemeinsam einige Lösungen. Ich nenne es den “Realitätenkellner”, benannt nach Dr. Gunter Schmidt. Ähnlich wie in einer Speisekarte werden verschiedene Lösungen präsentiert und die Kundin konnte sich die passende auswählen. Diese wird weiter vertieft und ausgearbeitet, fast wie in einem Drehbuch. Dabei achte ich darauf, wie die neue Lösung bestmöglich in den Alltag integriert werden kann.

In diesem konkreten Fall hat ein 90-minütiges Coaching ausgereicht und ihr Problem ist gelöst. Und mich freut es, ihr ein bisschen zu ihrer Lebensqualität beigetragen zu haben.

Hier findest auch du unsere ADHS Angebote: Starke Angebote für den Change! | ADHS-LUZERN GmbH

Hinterlassen Sie einen Kommentar